Craft Beer
Boom am Hopfenmarkt
Der Trend zum "Craft Beer" mischt derzeit international die Brauereiszene auf. Die "handgemachten" Biere sind oft kräftiger und aromatischer, was an dem hohen Hopfengehalt liegt. Davon profitiert die Hopfenverwertungsgenossenschaft Hallertau (HVG).
Auswahl verschiedener Craft-Beer-Sorten: Der Trend zu den charakteristischen Brauerzeugnissen sorgt für einen Nachfrageboom am Hopfenmarkt.
Sie heißen Indian Pale Ale, English-Style Porter oder Belgian-Style Fruit Sour Ale. Die Rede ist von den Produkten der "Craft-Brewer". So nennt man die kleinen, unabhängigen Brauereien – vorwiegend in den Vereinigten Staaten – die seit den 1970er Jahren den Biermarkt aufmischen. Zu ihnen zählen rund 97 Prozent der 1.500 US-Brauereien. Das Wort „craft“ bedeutet übrigens Handwerk.
Tatsächlich sind Craft-Biere oft kräftiger, aromatischer und geschmacklich facettenreicher als die gängigen Brauerzeugnisse aus dem Getränkemarkt. Der Grund ist der hohe Hopfenanteil dieser Biere. Dank ihm profitiert die Hopfenverwertungsgenossenschaft Hallertau (HVG) vom Trend in den USA und anderen Ländern.
Craft-Biere benötigen ein Vielfaches an Hopfen
Zwar machen Craft-Biere momentan nur 10 Prozent des amerikanischen beziehungsweise 1 Prozent des weltweiten Bierausstoßes aus. Ihre Herstellung benötigt allerdings fünf- bis zehnmal soviel Hopfen wie handelsübliches Bier. Sie verbrauchen daher bereits 12 bis 15 Prozent der weltweiten Hopfenproduktion. „Die ganze Bier- und Hopfenindustrie schaut deshalb momentan gespannt auf dieses eine Prozent des Biermarkts“, sagt Johann Pichlmaier, der Vorstand der HVG. Die Genossenschaft ist einer der weltweit führenden Händler des Doldengewächses.
Sollte die Craft-Brew-Industrie das sprunghafte Wachstum der letzten Jahre fortsetzen, mischt das die Karten auf dem Hopfenmarkt neu. Wenn ihr Anteil auf 2 oder 3 Prozent des internationalen Bierausstoßes steigt, könnten wirtschaftlich interessante Zeiten für die Hopfenbauern in der Hallertau anbrechen.
„Ich bin optimistisch, aber nicht euphorisch“, sagt Pichlmaier. „Denn erstens ist nicht gesichert, dass die Craft-Brewer in den USA ihre starken Wachstumszahlen einfach so fortsetzen kann.“ Zweitens erwartet der Experte, dass die Brauereien früher oder später an der Effizienzschraube drehen und versuchen, ihren enormen Hopfenverbrauch durch neuartige Brauverfahren zu senken. Dennoch stehen die Chancen gut, dass die Hallertauer Hopfenbauern vom neuen Trend profitieren können.
Die Hallertau könnte vom Craft-Beer-Trend profitieren
Seit 2012 wachsen in der Hallertau neue Züchtungen, die mit ihren starken Fruchtnoten eher den Bedürfnissen der Craft-Brewer entsprechen als traditionelle deutsche Sorten. „Bislang handeln wir jedoch nur 10 bis 15 Prozent des Hopfens, den US-Microbrauereien verwerten. 80 Prozent des Markts gehört amerikanischen Anbietern“, sagt Pichlmaier.
Damit dies nicht so bleibt, unterstützt die Genossenschaft Züchter – auch finanziell – bei der Entwicklung neuer Sorten. Zudem weitet das Unternehmen seine Vertriebswege aus. Die HVG setzt dabei auf die Kooperation mit lokalen Partnern, um ihre Produkte auch zur entlegensten Brauerei zu liefern.
Auch vor Deutschland macht der Trend nicht halt: In vielen Großstädten entstehen Microbrauereien und auch etablierte Hersteller gehen mit stark gehopften Spezialbieren auf den Markt. Und wer weiß: Vielleicht fragen internationale Bierkenner bald lieber nach einem Bavarian Style Pale Lager oder einem schönen South German-Style Hefeweizen amber.