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GründungenKommunikationEnergie
29.03.2023

Mit Nahwärme aus der Energiekrise

Im Krumbacher Ortsteil Billenhausen entsteht ein Nahwärmenetz. Realisiert wird das Projekt von der neu gegründeten Nahwärme Billenhausen eG. Vorstand Otto Pfelzer berichtet, wie weit die Pläne sind

Mit der Nahwärme aus der Energiekrise   ist das möglich?

Otto Pfelzer: Die Nahwärme ist für uns eine sehr gute Kombination aus Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit, kombiniert mit kostengünstiger Wärme im Vergleich zu Gas oder Heizöl. Eigentlich eine Kombination, die zu schön ist, um wahr zu sein, aber es ist tatsächlich so. Daher haben wir uns 2021 dazu entschlossen, das Projekt Nahwärme zu starten und sind vollständig davon überzeugt, die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit getroffen zu haben.

Was wollen Sie mit Ihrer Genossenschaft erreichen und wie profitieren davon Ihre Mitglieder?

Pfelzer: Unsere Genossenschaft soll unser Dorf und damit die Mitglieder der Genossenschaft, die gleichzeitig die Abnehmer der Wärme sind, unabhängig vom internationalen Rohstoffmarkt mit regionaler, nachhaltiger und günstiger Wärme versorgen. Wir haben damit das Thema Wärmeversorgung in eigener Hand und die Genossenschaft bildet für uns den perfekten Rahmen dafür.

Welche Projekte haben Sie geplant und wann ist mit der Fertigstellung des Nahwärmenetzes zu rechnen?

Pfelzer: Wir verlegen in Eigenregie das Nahwärmenetz in unserem Dorf und bauen eine Heizanlage zur Erzeugung der Nahwärme durch Hackschnitzel. Mit der Verlegung der Wärmeleitungen haben wir bereits Ende 2022 begonnen und werden voraussichtlich Mitte 2024 den letzten Abschnitt fertigstellen. Mit dem Bau der Heizanlage beginnen wir im Frühjahr 2023 und diese soll dann im Herbst 2023 in Betrieb gehen.

Wir verlegen in Eigenregie das Nahwärmenetz in unserem Dorf und bauen eine Heizanlage zur Erzeugung der Nahwärme durch Hackschnitzel.
Otto Pfelzer, Vorstandsvorsitzender Nahwärme Billenhausen eG

Wie ist es zur Gründung Ihrer Genossenschaft gekommen? Hatten Sie Vorbilder?

Pfelzer: Für uns war schon zu Beginn klar, dass es ein Gemeinschaftsprojekt wird und kein einzelner Investor das Projekt in unserem Ort umsetzen wird und soll. Daher sind wir bei unseren Überlegungen sehr schnell auf das Thema Genossenschaft gekommen, da es neben der neu gegründeten Nahwärme-Genossenschaft bereits eine Waldgenossenschaft in unserem Ort gibt, die seit Jahrzehnten sehr erfolgreich ist und gut funktioniert.

Wer sind die Mitglieder Ihrer Genossenschaft?

Pfelzer: Die Mitglieder der Genossenschaft sind gleichzeitig und ausschließlich die Anschlussnehmer der Nahwärme. Damit stellen wir sicher, dass es keine externen Interessen in und an unserer Genossenschaft gibt und unsere Anschlussnehmer als Mitglieder mitentscheiden können, was in unserer Genossenschaft passiert.

Warum haben Sie sich für die Rechtsform Genossenschaft entschieden?

Pfelzer: Die Genossenschaft ist für uns eine sehr geläufige Rechtsform und schien für uns die passende Lösung zu sein, um ein solches Gemeinschaftsprojekt umzusetzen. Die bisherigen Erfahrungen im Laufe der Gründung haben unseren Eindruck bestätigt.

Der GVB hat im Jahr 2022 viele Nahwärmegenossenschaften bei der Gründung begleitet. Können Sie sich vorstellen, wieso die Nahwärme so boomt?

Pfelzer: Viele Menschen machen sich besonders in den letzten Jahren sehr große Sorgen, wie es mit der Versorgung von Rohstoffen und der Wärmeerzeugung weitergehen soll. Die unglaublich gestiegenen Preise und die Entwicklung hin zur nachhaltigen Wärmeerzeugung haben das Konzept der Nahwärme sehr interessant gemacht und sind gleichzeitig eine kostengünstige Lösung. Daher nehmen immer mehr Gemeinden und Bürger das Thema selbst in die Hand, was aus unserer Sicht ein absolut sinnvoller und zukunftsorientierter Schritt ist.

Immer mehr Gemeinden und Bürger nehmen das Thema Energieerzeugung selbst in die Hand, was aus unserer Sicht ein absolut sinnvoller und zukunftsorientierter Schritt ist.
Otto Pfelzer, Vorstandsvorsitzender Nahwärme Billenhausen eG

Wie hat Sie der GVB bei der Gründung unterstützt und wie bewerten Sie diese Leistung?

Pfelzer: Der GVB hat uns von den ersten Beratungsgesprächen zum Thema Genossenschaft bis hin zur finalen Gründung unterstützt, was uns natürlich sehr geholfen hat, da es bei der Gründung einer Genossenschaft einiges zu beachten gibt. Die Zusammenarbeit mit dem GVB war dabei sehr angenehm und professionell.

Welche Hürden mussten Sie bis zur Gründung und bei der Projektplanung überwinden und was können Sie diesbezüglich anderen Genossenschaften in Gründung empfehlen?

Pfelzer: Die größten Hürden waren die Themen Förderungen, Baugenehmigungen und die Planung der Infrastruktur. Dagegen rückt die eigentliche Planung & Projektierung, Finanzierung und Umsetzung des Projekts komplett in den Hintergrund, was absurd ist und nicht der Fall sein sollte. Die Gründung der Genossenschaft war dagegen absolut problemlos, was natürlich auch an der sehr guten Unterstützung des GVB lag.

Man würde meinen, dass man in der aktuellen Situation mit dem Thema Nahwärme und nachhaltiger Energieerzeugung einen leichten Stand hat und jegliche Genehmigung einfach und unbürokratisch zu bekommen wären, aber das ist nicht der Fall. Das Thema Förderungen ist für uns bis heute noch nicht komplett abgeschlossen und wir haben noch nicht alle Förderzusagen erhalten, weil ein Förderstau vorliegt und Gelder aus dem vorgesehenen Bundeshaushalt noch nicht freigegeben wurden.

Was würden Sie Gründern raten?

Pfelzer: Wir raten allen Genossenschaften in Gründung, genügend Vorlauf einzuplanen, damit man nicht in Zeitdruck gerät, wenn Förderungen und Baugenehmigung über Monate oder sogar Jahre auf sich warten lassen. Zudem benötigt man professionelle und erfahrene Unterstützung bei diesen Themen, um Fehler bei den bürokratischen Anträgen zu vermeiden.

Danke für das Gespräch!

Bild oben: Aufsichtsrat Max Wohllaib (v. l.), Aufsichtsratsvorsitzender Max Miller, Aufsichtsrat Michael Janetschke, Vorstand Georg Broll, Vorstandsvorsitzender Otto Pfelzer. Nicht auf dem Bild ist Aufsichtsrat Hans Rampp. Bild: Florian Pfelzer 

Sie möchten auch eine Genossenschaft gründen? Melden Sie sich gerne bei unsem GVB-Expertenteam, das in den vergangenen zehn Jahren mehr als 300 Gründungen betreut hat, darunter auch die Nahwärme Billenhausen eG. 

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